Heute morgen 11.00 Uhr Ortszeit, ich war
pünktlich beim Treffpunkt Bern. Ein SMS komme: "Ich komme 5 Minuten
später..." kein Problem dachte ich mir. Etwas später kommt nochmals eine
SMS: "Ich habe eine Panne, rufe dich gleich an." Nochmals etwas später
kommt der Anruf: "Ich muss abgeschleppt werden. Willst du mitkomme oder
lieber hier warten? Ich bin direkt vor dem Parkhaus." Ich lies mir kurz
den Weg erklären und machte mich auf den Weg. Zuerst zu Gleis 13, ganz
nach hinten gehen, die Rolltreppe hoch und dann würde ich die auch schon
sehen. Tatsächlich, kaum war ich mit der Rolltreppe oben sah ich Andrea
und wir winkten uns zu. Ich musste noch über zwei Fussgängerstreifen
gehen. auf der anderen Seite vom ersten sah ich einen Polizisten. Ah,
dachte ich, die machen wohl gerade eine Kontrolle. Aber der Polizist
lief auf mich zu. Ich dachte mir nichts dabei bis er fragte: "Sind sie
Frau Heimgartner?" Oh nein, dachte ich, was ist denn jetzt passiert?
"Dort drüben ist ihre Kollegin. Ich bringe sie hin." Tja, nicht jeder
bekommt eine Polizeiescorte über den Fussgängerstreifen
Nun konnten wir ins Auto steigen und abgeschleppt werden. Im Auto
fragte ich: "Warum ist denn die Polizei hier?" Die Antwort: "Keine
Ahnung, die sind einfach gekommen und haben gefragt ob sie helfen
können." Nachdem wir einmal rund um Bern abgeschleppt wurden, sind wir
in der Garage angekommen. Der liebe Abschlepper hat uns sogar noch an
den Bahnhof gestellt. Nun konnten wir endlich mit 1,5 Stunden Verspätung
in den Seilpark gehen. Zuerst mussten wir uns registrieren, einen
Theorietest machen und eine Instruktion mitmachen, die mein Retter
gemacht hat (dazu später mehr). Nun durften wir auf die Parcours gehen.
Zuerst machten wir P3. Die ersten paar Posten waren ganz schön
Überwindung für mich, vorallem die Seilbahn, da man dort vom Podest
springen muss. Ich habe mich aber überwunden und mit der Zeit ging es
ganz gut. Also machten wir noch P5, P1 und P2. Zum Schluss wollten wir
den P6 machen, ein reiner Seilbahnparcours auf 20 Meter Höhe. Schon nur
die Leiter hoch zu steigen war die reinste Überwindung für mich. Und
dann der Sprung in die Bäume. Ach was für ein tolles Gefühl. Oh, ein
bisschen schnell, das Podest ist schon fast da, NEEEEIN, ich war zu
schnell und ich fuhr wider zurück und wieder ein bisschen vor. Kein
Problem dachte ich mir, jetzt muss ich mich einfach zum Podest ziehen.
Nur ist das leichter gesagt als getan. Meine Arme machten da nicht mit.
Andrea drückte den Alarmknopf und schon bald darauf erschien mein
RETTER. 20 Meter unter mir fragte er, ob er mich zum Podest ziehen soll.
Ja gerne, antwortete ich. Er sagte noch, dass es aber ein weilchen
dauern wird. Jaja, sagte ich, und dachte: Aber bitte nicht zu lange!
Andrea erkundigte sich, ob mir schwindlig sei. Nein, sagte ich, aber mir
ist schlecht, und dachte mir; jetzt einfach nicht erbrechen, da hätten
die Menschen unter mir keine Freude. "Soll ich dir einen Witz erzählen?"
"Jaaa" antwortete ich. "Wer hat Kanada entdeckt? Die Üsterreicher. Sie
kamen ins Land, sahen nach rechts und nach links, sahen niemanden und
sagten: Ka ne da" "Ah, haha" äusserte ich. Und schon sah ich meinen
Retter bei der Seilbahn unter mir kommen. Er sauste an mir vorbei und
fragte nochmals nach meinem Befinden. Er ging mit einer Leiter rauf zum
Podest und erkundigte sich nochmals nach meinem Befinden. Nun kam er
bei meiner Seilbahn zu mir und fragte nach meinem Befinden! Er erklärte
mir was jetzt passieren wird. Er machte ein Seil an mir fest, ging
wieder zurück zum Podest und zog mich hoch. ENDLICH wieder festen Boden
unter den Füssen, nachdem ich etwa 10 Minuten, aber gefühlte 50 Minuten
20 Meter über den Bäumen hing. Andrea fand die richtigen Worte: "Jetzt
sind wir heute beide Abgeschleppt worden" und ich konnte wieder lachen.
Wir machten noch den Parcour fertig. Ach was war ich froh, wieder auf
der Erde zu sein. Nun waren wir schon 5 Stunden im Seilpark und
Entschlossen uns nach Hause zu gehen. Am Bahnhof nahmen wir noch einen
Kaffee (ja, wir trinken auch ohne dich Kaffee Christof Schauwecker
) und gingen auf den Zug. Ja, Andrea musste ja jetzt auch mit dem Zug
nach Hause. Im Zug musste ich plötzlich lachen: KANADA..... Und ich
überlegte mir, was das für ein tolles Foto gegeben hätte, ich über den
Baumkronen. Das nächste mal muss ich meinem Retter sagen, er soll den
Fotoapparat mit nach oben bringen
DANKE Andrea für diesen unvergesslichen und tollen Tag!
Smileywoman
Donnerstag, 11. September 2014
Samstag, 9. August 2014
Aus der Sicht meiner Mutter
Es war im Januar 2003 als Corinne (damals15j.) Schmerzen an der linken
Schulter bekam. Ich weiss es noch genau, weil sie die erste Januarwoche
eine Schnupperwoche in einer Altersresidenz absolvierte, die sie für
ihren Beruf brauchte. Ihr Wunsch war
Fachangestellte Gesundheit zu lernen. Corinne klagte mir, dass die
Schulter so sehr schmerzte. Ich sagte ihr dass das wohl wegen der
ungeübten Arbeit sei. Als in der zweiten Woche die Schmerzen noch immer
da waren, stellte ich sie das erste mal dem Hausarzt vor. Der meinte
auch dass das von der
Arbeit in der Residenz sei und verschrieb ihr Salben. Er sagte uns,
dass so eine Muskelzerrung sehr lang braucht zum abheilen. Manchmal ging
es besser und manchmal waren die Schmerzen so stark dass sie kaum noch
die Finger
spürte. Wir machten uns keine grosse Sorgen denn der Arzt hat ja
gesagt, dass die Heilung lange dauern kann. Bis im Mai hatte Corinne
solche Schmerzschübe, mal weniger meistens sehr. Der Arzt den wir hie
und da mal aufsuchten verschrieb immer mal wieder eine andere Salbe und
Schmerzmittel. In derselben Zeit bekam Corinne immer mal wieder erhöhte
Temperatur. Das dauerte mal ein paar Tage oder höchstens eine Woche.
Nie brach aber eine Erkältung oder ähnliches aus. Es muss im Februar
oder März gewesen sein, da fragte mich Corinne wie sie am besten Gewicht
verlieren könnte, denn sie wollte abnehmen. Ich sagte ihr dass sie mit
15 Jahren keine Diät machen darf aber sie könnte Abends nur noch Gemüse
roh oder Früchte essen oder Salat. Corinne hatte einige Kilo`s zuviel,
es war kein Modetrend!
Um sie anzuspornen versprach ich ihr bei 5 Kilo eine CD zu kaufen, bei
10 Kilo sonstwas und bei 15 Kilo ein neues Bikini. So verwunderte es
natürlich niemand als Corinne schnell die ersten Kilo`s weg hatte. Wir
hatten Freude und feierten jedes Kilo. Die Schmerzen an der Schulter
wurden immer heftiger. Und die Schulter fing an anzuschwellen. Auch die
erhöhte Temperatur stieg manchmal an zu Fieber. Zwischendurch waren wir
immer wieder mal bei eine Arzt, meistens bei einem Notfallarzt, da das
Fieber meistens Abends anstieg. Ca. Anfang Mai sah Corinne gar nicht
mehr gut aus. Sie ass praktisch nichts mehr und ihr Gesicht war weiss.
Wir landeten wiederum bei einem Notarzt. Da es sehr heiss war im Sommer
2003, hatte Corinne nur ein Top an und der Arzt sah natürlich auch die
grosse Schulter. Er schickte sie immerhin zum Röntgen an das nächste
Krankenhaus. Im Krankenhaus sagte man uns Corinne müsse bei so einer
Verletzung einen Schlag abbekommen haben. Die Sehne habe eine grosse
Delle und das gäbe es nur bei Unfällen oder bei festen Schlägen. Man
fragte Corinne deswegen und sie verneinte. Huch......glaubten die uns
etwa nicht? Denken die ICH habe meine Tochter geschlagen? Ich wähnte
mich im falschen Film.... Man gab Corinne Ponstan mit für vier Wochen.
Ich habe dem Arzt dort im KH gesagt dass Corinne praktisch nichts isst,
ob das denn verträglich sei für den Magen. Sie meinten dass das schon
gut komme, denn irgendwie müsse sie ja diese Schmerzen loswerden. Was
mich am meisten ärgerte dass jeder Arzt der in den Raum kam ganz sicher
an der Schulter rumdrückte und so........und es kamen einige! Beim
vierten oder fünften konnte ich das nicht mehr mit an sehen. Ich habe
ihm gesagt, das jetzt genug Aerzte an ihr rumgedrückt hätten und dass er
sie bitte nicht mehr berühren soll.Nun nahm Corinne also diese
Tabletten ein. Ihre Schmerzen wurden aber schlimmer, die Schulter
grösser. Als dann noch erbrechen dazu kam, da besuchten wir wiederum
einen Notfallarzt (unserer war einen Monat im Urlaub). der Arzt
untersuchte sie und verschrieb ihr Mittel gegen Magen - Darm- Infekt.
Ich habe diesem Arzt gesagt, dass es unmöglich ein Magen - Darm- Infekt
sein kann, da Corinne keinen Durchfall hat nur erbrechen. Ausserdem hat
niemand, kein Mensch sich an ihr angesteckt, was ja auch sehr komisch
ist. Trotzdem beharrte er auf seiner Diagnose und gab uns die Mittel.
Sie solle genug trinken blablabla.....er gab mir sogar
Händedesinfektionsmittel, damit wir uns nicht ansteckten. Ausserdem
sagte er zu Corinne, sie solle nicht so tun, an einer solchen Infektion
sei noch niemand gestorben!! Ich tippte da eher auf eine
Magenschleimhautentzündung und sagte zu Corinne dass sie die Tabletten
nicht mehr einnehmen soll. Ich brachte ihr Zäpfchen, die sie sich aber
weigerte zu nehmen. Corinne hat in diesen letzten 14 Tagen (vor der
Diagnose) nur noch Melonen und Erdbeeren gegessen und zwar
kleingeschnitten. Sie hatte kaum mehr Kraft die Hand zu heben, war sehr
bleich und sie erbrach manchmal vierzigmal pro Tag! Sie erbrach sogar
Wasser. Zwischendurch hatte sie aber immer wieder ein paar Stunden Ruhe
davon. Ihr wurde schwindelig und sie hatte sehr grosse Kopfschmerzen.
Ausserdem hatte sie extreme Rückenschmerzen. So fest dass sie manchmal
schrie wenn sie im Bett aufsitzen musste. Der Azt verschrieb ihr
Physiotherapie dagegen. Ein Arzt meinte dass all ihre Probleme von der
Magenschleimhautentzündung käme (die dieser Arzt auch völlig richtig
diagnostizierte). Die Schwäche und Kopfschmerzen seien vom Wasserverlust
blablabla......Auch Beine und Arme konnte sie kaum bewegen vor lauter
Schmerzen. Sie weinte manchmal vor Kopfschmerzen und wenn sie dann
aufstand waren sie plötzlich weg. Corinne durfte nur noch mit offener
Türe duschen, da sie dreimal zusammen brach und zum Klo musste ich sie
stützen. In der Nacht hatte sie das Handy um mich anzurufen (in die
untere Etage) wenn sie aufs Klo musste oder was brauchte.Als dann noch
Sehstörungen dazu kamen, da reichte es mir völlig. Corinne sah alles
doppelt und da muss mir niemand erzählen dass das vom Wasserverlust
käme, denn ich habe ihr seit ein paar Tagen vier Halbliterflaschen
hingetellt die sie bis zum Abend getrunken haben musste. Und sie hat sie
alle schön leer getrunken. Das Erbrechen wurde auch besser, also woher
kam dieses Doppeltsehen?? Es war ein Wochenende Mitte Juni ich ich
wartete sehnlichst auf den Montag, denn ich wusste dass dann unser
Hausarzt wieder zurück war aus dem Urlaub. Am Montag brauchte Corinne
eine halbe Stunde bis sie im Auto
war, und das für ein paar Meter. Ich musste immer wieder einen Stuhl
hinstellen damit sie sitzen konnte. Am Morgen früh habe ich den Arzt
angerufen und ihm gesagt dass ich mit Corinne käme es aber dauern kann
bis sie im Auto sei. Als dann der Arzt ins Sprechzimmer trat, habe ich
ihm gesagt:"Schauen sie doch meine Tochter an, da stimmt doch was nicht!
Ich geh hier erst wieder raus wenn ich weiss was da los ist." Ich war
schon völlig entnervt, müde und kapputt. Der Arzt meinte nur:"Ja, da
haben Sie recht."Er machte von ihrer Lunge ein Röntgenbild um eine
Entzündung des Organs auszuschliessen. Die Lunge sah aber gut aus. Er
meinte schon fast entschuldigend dass er Corinne am liebsten in ein KH
einweisen möchte. Ich war ja so froh. Endlich mal jemand der es kapiert
hat! Im regionalen Kh waren wir fünf Stunden auf dem Notfall mit
Corinne. Es wurde ein CT vom Kopf gemacht und diverse andere
Untersuchungen. Die Schulter war riesig!! Auch die wurde eingehend
untersucht. Am anderen Tag wurde etwas von Geschwulst oder Tumor gesagt.
Ich nahm das noch locker. Na und? Den operiert man weg und alles ist
gut. Ich habe die Ernsthaftigkeit total verdrängt. Corinne hat diesen
Arzt gefragt ob sie denn in zwei Tagen mit zum Schullager nach Italien
könne. Er sah mich ganz hilflos an, denn Corinne erklärte ihm dass das
wichtig sei für sie und sie sich so sehr darauf gefreut hat. Er sagte
ihr dass das andere Aerzte entscheiden müssen und man vielleicht nur was
rausschneiden müsse und man das vielleicht verschieben könne, bis nach
dem Urlaub. Ich habe sehr wohl gespürt dass er selbst nicht daran
glaubte. Und da wurde mir das erste Mal bewusst das da was auf uns
zukommen wird. Ich habe diesen Arzt noch gefragt ob Corinne was am Hirn
hat und er verneinte. (Man hat keinen Tumor gesehen, weil er nicht
differenziert war, sondern wuchernd).Man transportierte Corinne in einem
Krankenwagen in ein Unispital. Die Fahrt dauerte etwa 40 Minuten. Ich
war bei ihr, mein Mann (er ist nicht der Vater von Corinne) fuhr mit dem
Privatauto zum Kh. Dort sassen wir wieder sieben Stunden im Notfall
fest. Corinne wurde untersucht und es wurden schon mal einige wichtige
Test`s gemacht. Ich war völlig ko., als dann eine Assistenzaerztin kam
und uns erklärte dass sie auf einen Tumor tippen und sich auch
eigentlich schon sicher sind. nur müsse sie noch Untersuchungen
anstellen um zu schauen welche Art und so weiter. Ich war aber ja
beruhigt, denn am Kopf war ja nichts...............dachte ich!Im selben
Atemzug wurde ich gefragt ob sie die Biopsie, das Teil das sie da
rausstanzen vom Tumor, ob sie das für die Forschung brauchen dürften.
Ich willigte nicht ein, da ich nicht wollte dass man mit diesem Teil
Tierversuche durchführen würde. Ich sagte ihnen das auch. Ich wusste wie
Corinne denkt und sie war ja auch schon seit zwei Jahren Vegetanierin.
Das war eine schwierige Entscheidung und vorallem so kurz nach der
Diagnose. Ich empfand das eigentlich schon richtig als gemein.Corinne
war also in Sicherheit. Sie war in der medizinischen Abteilung eines
Unispitals. Mir fiel ein grosser Stein vom Herzen. Ich entschloss mich
nach Hause zu fahren und endlich mal zu schlafen. Ich sank ins Bett wie
ein Kartoffelsack und schlief durch bis am Morgen.Am nächsten Tag, es
war der 19. Juni 2003, bekamen wir die vorläufige Diagnose. Corinne hat
einen Tumor, einen sehr agressiven Krebs den man aber noch ganz genau
bestimmen muss. Der Haupttumor (vermutlich PNET) sass in der Schulter
und am Kopf gibt es Metastasen, besser gesagt unter der Schädeldecke, am
Hirn. Es war eine Aerztin die uns das eröffnete. Mein Mann war bei mir,
meine Tochter im Krankenzimmer. Sie hatte noch (fast) keine Ahnung.
Ausserdem hatte sie Metastasen im Knochenmark, darum die grossen
Schmerzen an Beinen und Rücken. Durch die Tumore im Knochenmark stieg
der Hirndruck enorm an und darum die Kopfschmerzen die vielmals
verschwanden beim Stehen (Druckentlastung von Hirn).Die Aerztin erklärte
uns dass es sehr schlimm aussah und und und. Als ich das Wort Krebs
hörte, da hatte ich das Gefühl; Jetzt sterbe ich, mein Herz wir jetzt
aufhören zu schlagen. Es wird einen Knall geben und ich bin tod, ich
werde am Boden liegen und nicht mehr atmen, weil ich nicht mehr atmen
KANN und vielleicht auch nicht mehr wollte. Doch ich blieb sitzen, still
und regungslos und die Tränen liefen mir die übers Gesicht, netzten
meine Bluse (ich weiss noch genau welche). Ich habe nichts mehr gehört
und nichts mehr gespürt. Ich wartete bis ich tod umfalle. Dann spürte
ich dass mein Mann meine Hand hält. Und ich überlegte mir dass ich stark
sein muss. Dass ich meiner Tochter noch ein paar schöne Wochen machen
will. Ich spürte ja aus den Worten der Aerztin dass man sehr wenig
Hoffnung hat..... Ich habe mir geschworen dass ich mit ihr kämpfen will
und sie unterstützen wo ich nur kann. Dafür wollte ich aber einen
Anhaltspunkt. Ich fragte die Aerztin nach Prozenten...wieviel Prozent
hat Corinne wieder gesund zu werden? Sie wollte es mir nicht sagen. Ich
wollte aber wissen gegen wieviel wir ankämpfen, wollte irgendein
Anhaltspunkt. Ich brauchte das dringend! Ich erwiderte ihr dass ich hier
erst raus gehe wenn ich das weiss. Ich will eine Zahl!! Dann sagte sie
dass es weit unter 50 % seien. Was heisst weit unter? Ist es unter 30 %.
Ja sagt sie nur leise. Ist es unter 20? Ja, sagt sie, es ist weit unter
10 % Sie sagte mir aber auch dass uns das bitte nicht entmutigen soll
zu kämpfen, denn wenn ein Kind durchkommt, dann wären das immer 100 %
gewesen für dieses Kind. Stimmt eigentlich. 0 oder 100 % Irgendwann
fragte man uns ob sie es Corinne sagen sollen oder wir. Ich erwiderte
dass ich gerne hätte wenn sie das macht aber mit allen Anwesenden
(unterdessen waren ihr Vater und ihr Bruder gekommen). Ich musste kurz
nach draussen, dieses triste Haus verlassen. Ich musste frische Luft
haben, ich hatte das Gefühl zu ersticken. Ich habe mich gewundert warum
um gotteswillen draussen die Kirchenglocken läuten und warum die Leute
sich erlauben zu lachen. Warum geht das Leben weiter wenn es für mich
still steht??An diesem Abend schlief ich bei Corinne im Kh. Es wurde
extra ein Notbett aufgestellt. Ich habe mir vorgenommen tapfer zu sein,
nicht zu weinen. Warum eigentlich nicht? Warum durfte meine Tochter
nicht sehen dass ich traurig bin? In dieser Nacht weinten wir zusammen,
aber wir lachten auch zusammen. Komisch....wir lachten! Und zwar nicht
wenig. Corinne machte Witze und wir lachten. Zum Beispiel hat sie mich
gefragt ob ich wisse warum es da einen Knopf gibt an der Wand wo Vacum
drauf steht. Ich habe gedacht sie weiss das, schliesslich will sie einen
Pflegeberuf lernen und hatte übrigens die Zusage für einen
Ausbildungsplatz schon im Mai bekommen. Ich sagte ihr sie werde das
wissen warum der Knopf dort ist. Ja, hat sie erwidert, damit man die
Leute die sterben sofort vacumieren kann. Und ich dooffrau sag noch "ach
ja?" Und dann hat sie losgelacht und ich dazu. Wie zwei Irre haben wir
die halbe Nacht gelacht. Es gab aber auch ernste Augenblicke in dieser
Nacht. Sie hat mir gesagt dass sie Angst habe und aber ganz sicher nicht
sterben werde. Sie sagte wortwörtlich:"Mami du musst keine Angst haben,
ich werde nicht sterben!" Ich habe ihr das geglaubt. Ich wusste wenn
sie das sagt dann stimmt das!Am nächsten Tag war ihre Lehrerin zu Besuch
und ihre grosse Schwester (sie war schon den ganzen Tag da). Die
Lehrerin wollte am nächsten Tag mit ihrer Klasse nach Italien
fahren....ohne Corinne. Sie hat sie jeden Tag aus Italien angerufen um
ihr zu sagen dass alle an sie denken. Den Film den sie in Italien
gedreht hatten, haben sie Corinne gewidmet.Die grosse Schwester von
Corinne hatte einen Zusammenbruch im Korridor, es war zuviel für sie.
Mein Sohn hatte ein paar Tage später einen Unfall mit dem Motorrad, ihm
geschah aber zum Glück nichts.Es war zuviel für alle!!Corinne sagte zu
den Aerzten: "Ihr könnt alles machen mit mir, ich willige in alles ein,
aber im Februar will ich in die Skiwoche mit der Klasse und ich will mit
meiner Fasnachtsgruppe an die Fasnacht!"Hier ein paar Begebenheiten
oder Erlebnisse: Corinne bekam zehn Chemotherapien und danach eine
Hochdosis - Chemo. Anschliessend eine Stammzellentransfusion. Die
Stammzellen haben sie bei ihr aus dem Blut geholt.Es war eine ganz
schlimme Zeit. Doch ich muss auch sagen dass ich meiner Tochter nie so
nah war. Ich lernte was Leukozyten sind oder Thrombozyten, EPO -
Spritzen und was Neutropenie ist. Zwischen den Therapieblöcken durfte
Corinne nach Hause. Es gab aber Regeln: Bei 39 Grad Fieber sofort ins
Unispital oder bei mehr als zwei Stunden 38,5 Grad Fieber auch sofortige
Einlieferung. Ausserdem musste sie dutzende Tabletten schlucken.
Cortison, Schmerztabletten, Hormone, Kalium, Magenschoner...Zeitweise
waren es 29 Stück pro Tag! Corinne hat aber auch Regeln gebrochen. Zum
Beispiel sollte sie immer jeweils an den Wochenenden ein Antibiotika
einnehmen, als Vorbeugung gegen Lungenentzündung. Sie fand das völlig
unsinnig und nahm diese Tabletten nur anfangs. Sie bekam trotzdem nie
eine Lungenentzündung! Besonders die Hochdosis - Chemo war sehr schlimm.
Wie Corinne tagelang so da lag und sich kaum rührte. Sie tat mir
unsagbar leid.In das sterile Zimmer durfte man nichts reinnehmen das man
nicht desinfizieren oder 60 Grad waschen konnte. Ich habe ihr
kurzerhand ihre Lieblingskuscheltiere von einem befreundeten Metzger
einschweissen lassen, damit sie die mitnehmen konnte, die Zeit wo sie in
diesem Zimmer war. Corinne wollte keine Perücke anfertigen lassen. Ich
wollte aber das sie das trotzdem tut, für alle Fälle. Sie hat sie nie
getragen.Besonders schlimm habe ich empfunden als Corinne angefangen hat
über ihre eigene Beerdigung und über das Sterben und den Tod zu reden.
Doch ich habe gelesen dass es für einen krebskranken Menschen wichtig
ist darüber zu reden, ansonsten wird er sehr einsam.
Also bin ich über den Schatten gesprungen. Zeitweise haben wir fast
täglich darüber geredet. "Weisst du Mami, nicht dass ich sterbe, aber
ich hab mir trotzdem Gedanken gemacht:" Sie erzählte mir dass sie weisse
Rosen haben möchte an ihrem Grab und dass sie viele Leute an der
Beerdigung haben möchte. Und als wir dann mal im Migros waren rief sie
mir von weither zu: " He Mami, solche hässliche Rosen hier möchte ich
also nie an meinem Grab haben!" Man kann sich vorstellen; Sie, bleich,
ohne Haare, immer am Wägelchen abstützend weil sie ziemlich schwach
war....... Ich, völlig perplex am anderen Ende des Ladens.... Die Leute
um uns rum gaffen blöd, denken sich ihre Sache, bedauern uns vermutlich.
Das war eben Corinne live!!Ich habe manche Nacht bei Corinne im Zimmer
geschlafen, weil ich wusste, heute ist der "sie fällt ins schwarze
Loch-Tag", oder heut könnte es Fieber geben. Wir haben manche Nacht
gequatscht......Wir haben viele kleine Begebenheiten gefeiert. Gefeiert
heisst; ein gutes Essen, ein Kerzchen auf dem Tisch, schön gedeckt,
vielleicht ihr Lieblingsessen. Wir haben Chemoende gefeiert, einen Tag
ohne Schmerzen, dass die Haare wachsen, Therapiemitte, eine Phase ohne
Fieber....wir fanden immer was.Es war eine schlimme Zeit, wo wir
manchesmal Angst um das Leben meiner Tochter hatten. Es gäbe noch viel,
sehr sehr viel zu erzählen. Man könnte ein Buch füllen!!Manchmal werde
ich von den Leuten gefragt was denn das Schlimmste war in dieser Zeit.
Und ich antworte ihnen:Ihre Augen!! Und immer dieses flehen darin; Mami
hilf mir doch! Ihre Augen als sie die Diagnose hörte. Sie waren so
hilflos, haben mich angefleht, las darin Angst, Todesangst! Das war das
allerschlimmste für mich!Das Zweitschlimmste war für mich mit ihrer
zukünftigen Ausbildnerin Kontakt aufzunehmen, um ihr zu sagen dass sie
ihre Lehre nie antreten kann. Ihre Lehrerin hat mich begleitet und ich
bin noch heut dankbar dafür!Corinne konnte übrigens mit in die Skiwoche
mit der Klasse! Mit meiner Unterschrift dass ich die Lehrer aus
jeglicher Verantwortung ziehe. Naja..... das war einen Monat nach der
Hochdosis-Stammzellentherapie. Ich habe die Unterschrift gern gegeben.
Das war doch ihr Ziel! Auch am Fasnachtsumzug war sie! Ja, sie war
dabei! Reduziert zwar, aber dabei ist dabei! Corinne hat während der
ganzen Therapie hin und wieder die Schule besucht. Manchmal nur ein paar
Stunden, manchmal länger oder bis zum ersten Erbrechen.
Sonntag, 3. August 2014
Hallo Krebs
Vielleicht können das viele nicht verstehen, aber ich habe
mit dem Krebs gesprochen. Ich glaube meine Mutter hat mit einmal erzählt, dass
sie gelesen hat, dass es Menschen gibt die mit ihrem Krebs sprechen. Eines
Tages habe ich das plötzlich auch gemacht. Ich habe mich nochmals an die
gemeinsame Zeit erinnert und was wir alles zusammen erlebt haben. Ich habe ihm
gesagt, dass er mit mir einige schöne Dinge erleben durfte. Nun wollte ich aber
noch mehr schöne Sachen erleben. Und zwar alleine und diese Erlebnisse für mich
haben. Ich habe gesagt, dass ich mit ihm nichts schönes mehr erleben KANN, weil
ich mit ihm nicht mehr Leben werde. Ich sagte ihm, dass ich ihm nicht böse sei,
aber nun sei es an der Zeit sich zu verabschieden. Ich sagte, dass ich nun
nichts mehr von ihm wissen möchte und gegen ihn Kämpfen werde. Er sei nun genug
lang in meinem Körper gewesen. Jetzt reicht`s! Ich habe genug von dir und
möchte wieder mein Leben leben!
Auch wenn ich heute denke, dass es eigentlich doof war. Aber
vielleicht hat mir das nochmals einen extraschub Kraft gegeben und dann hat es
seinen Zweck auch erfüllt....
Humor
Für mich war Humor immer etwas sehr wichtiges. Ich finde Humor sollte auch im Spital nicht fehlen. Finde ich übrigens auch heute noch und versuche auch in meinem Spitalalltag ein bisschen Humor zu den Patienten zu bringen.
Als ich selber im Spital war habe ich mir immer wieder etwas einfallen lassen. Selbst direkt nach der Biopsie erklärte ich meiner Mutter, dass der Vakuumanschluss an der Wand sei, um verstorbene Menschen zu konservieren. Ich wusste ja nicht, dass ich so nahe am Tod war und es eigentlich gar nicht lustig war. Und ich dachte auch nicht, dass sie mir das glaubt. Aber darüber haben wir noch lange gelacht, vor allem eben weil meine Mutter mir das geglaubt hat. Ich habe auch oft mit Freunden Spiele gespielt und der verliere musste etwas machen. Zum Beispiel eine Pflegende nach Wahl nach der Handynummer Fragen oder jemand musste mit Tee in einem Urinbecher zu einer Pflegenden gehen und fragen ob sie einen Urintest machen könnte, da er das Gefühl hätte, er hätte eine Blasenentzündung. Meine Brieffreundin hat mir Seitenweise Witze geschickt, worüber ich immer lachen konnte.
Klar gab es Momente in denen mir nicht nach Lachen war. Manchmal war ich auch einfach zu müde zum Lachen oder hatte gerade schlechte Nachrichten bekommen. Trotzdem war Humor und lachen immer wichtig für mich. Wie sagt man so schön: Lachen ist die beste Medizin! Und das kann ich bestätigen.....
Als ich selber im Spital war habe ich mir immer wieder etwas einfallen lassen. Selbst direkt nach der Biopsie erklärte ich meiner Mutter, dass der Vakuumanschluss an der Wand sei, um verstorbene Menschen zu konservieren. Ich wusste ja nicht, dass ich so nahe am Tod war und es eigentlich gar nicht lustig war. Und ich dachte auch nicht, dass sie mir das glaubt. Aber darüber haben wir noch lange gelacht, vor allem eben weil meine Mutter mir das geglaubt hat. Ich habe auch oft mit Freunden Spiele gespielt und der verliere musste etwas machen. Zum Beispiel eine Pflegende nach Wahl nach der Handynummer Fragen oder jemand musste mit Tee in einem Urinbecher zu einer Pflegenden gehen und fragen ob sie einen Urintest machen könnte, da er das Gefühl hätte, er hätte eine Blasenentzündung. Meine Brieffreundin hat mir Seitenweise Witze geschickt, worüber ich immer lachen konnte.
Klar gab es Momente in denen mir nicht nach Lachen war. Manchmal war ich auch einfach zu müde zum Lachen oder hatte gerade schlechte Nachrichten bekommen. Trotzdem war Humor und lachen immer wichtig für mich. Wie sagt man so schön: Lachen ist die beste Medizin! Und das kann ich bestätigen.....
Donnerstag, 31. Juli 2014
Lehrstellensuche
Ein sehr wichtiges Thema nach der Chemo war für mich die Lehrstellensuche. Vor der Chemo hatte ich schon die Zusage um eine Lehre als Fachangestellte Gesundheit zu machen. Die musste ich leider absagen und hätte mich neu bewerben müssen. Doch leider konnte ich mich nicht fristgerecht Bewerben, da ich bis Ende Dezember Chemo hatte und im Dezember bereits die Lehrstellen vergeben wurden. Vor Ende der Chemo hätte es keinen Sinn gemacht eine Lehrstelle zu suchen, da ja nicht klar war wie es mir danach gehen würde. Nun war es Januar mir ging es gut und für mich war klar, dass ich nicht zuhause auf der faulen Haut liegen möchte. Ich informierte mich wie ich zu meinem Berufswunsch Pflegefachfrau kommen kann. Eine Möglichkeit war die Fachmittelschule oder Medizinische Praxisassistentin mit Matur zu machen. Bei der Aufnahmeprüfung für die Fachmittelschule habe ich den französichen Teil nicht bestanden. Also habe ich mich bei sehr vielen Arztpraxen beworben und nur Absagen bekommen. Bei einer Antwort war so klar, dass es nur wegen der Erkrankung ist und der Absagegrund nur eine Ausrede war, dass ich in die Praxis gegangen bin und eine Stellungnahme wollte. Kurz vor Ende vom Schuljahr hatte ich immer noch nichts gefunden. Also habe ich mich für ein Jahr in der Westschweiz entschieden um besser Französisch zu lernen. Ich dachte das kann im Pflegeberuf nicht schaden. Ich fand auch eine Gastfamilie. Leider ging es in der Familie aber gar nicht gut, so dass ich nach drei Wochen die Kündigung geschrieben habe. Ich versuchte danach noch eine andere Gastfamilie zu finden, doch dies war nicht mehr so einfach. Durch den Sozialdienst im Inselspital wurden wir auch in dieser Zeit noch beraten und sie hat und den Tipp gegeben, dass man bei einer Privaten Schule in Bern auch noch während dem Jahr in das zehnte Schuljahr einsteigen kann. Die Sozialarbeiterin hat mir dann geholfen bei der Schule aufgenommen zu werden und auch das finanzielle für uns geregelt. So entstand keine Lücke in meinem Lebenslauf. Nebenbei musste ich mich nun für die Lehrstelle als Fachangestellte Gesundheit bewerben. Im Dezember 2004 bekam ich dann die Zusage, dass ich nun endlich die Ausbildung zur Fachangestellte Gesundheit machen kann. Der erste Schritt für den Weg zur Pflegefachfrau.....
Abonnieren
Posts (Atom)